Und es hat „Klick“ gemacht: Die Agfa Click II

Bild

Zwei Dinge gleich vorweg: Nein, das ist keine ernstzunehmende Kamera. Und ja, das ist ein schönes Spielzeug.

Wo habe ich sie her?

Dieses Kind der Sechziger Jahre fiel mir auf einem Flohmarkt in die Hände. Ohne langes Verhandeln wechselte sie für 10 Euro den Besitzer. Und eine schicke Kunstledertasche „Made in Germany“ war auch dabei. Auf ihren Einsatz musste die Agfa Click II aber etwas warten, denn da dies meine erste Mittelformatkamera war, hatte ich einfach keinen passenden Film zuhause (120er Rollfilm)

Was kann die denn?

Eigentlich recht wenig. Sie belichtet Film im Format 6×6 mit bis zu 12 Bildern. Das tut sie mit einem 72,5mm Objektiv (Normalbrennweite bei Mittelformat) und einer Verschlusszeit von 1/30.

Um das Scharfstellen braucht man sich auch nicht zu sorgen, denn das simple Fixfokusobjektiv bildet einfach alles von 4m bis unendlich scharf ab, wobei Schärfe hier eine relative Größe ist. An der Seite des Objekivs kann man sogar einstellen, ob man gerade eher bewölktes Wetter (Blende 8,8) oder Sonnenschein (Blende 11) hat! Auch eine Nahlinse für Porträts (2,5m-4m) ist dabei. Die Kamerabauer von Agfa machten offenbar nur bei Wolken Porträts, denn die Blende ist dabei auf 8,8 festgesetzt.

Die Bedienung ist ziemlich einfach: Man setzt die Rückwand ab, spult den Rollfilm (100 ASA) ein, setzt die Rückwand wieder auf und dreht den Filmspulknopf solange, bis im roten Fenster der Rückwand die Zahl „1“ erscheint. Die Kamera ist bereit für das erste Photo. Dann drückt man den Verschlusshebel runter, ein blechernes „Klick“ ertönt und man spult weiter bis zur „2“. Ist auch die Nummer „12“ belichtet, dreht man den Film immer weiter, bis er vollständig von der einen auf die andere Spule gewandert ist. Man sabbert jetzt noch den gummierten Klebestreifen wie eine Briefmarke voll und versiegelt damit den Rollfilm. Keine Angst, das hört sich alles komplizierter an als es ist.

Jetzt aber ab damit zum Entwickeln!

Lohnt sich der Kauf?

Für 10 Euro macht man hier nicht viel falsch, bis zu 20 Euro sind ein vernünftiger Preis. Mehr muss aber nicht sein, denn die Bildqualität ist nicht sonderlich hoch, der Funktionsumfang sehr gering. Wirklich stabil ist die Kamera auch nicht, das Kunststoffgehäuse und die blecherne Objektivverkleidung zeigen sich sehr stoßanfällig. Die Teile im Inneren der Kamera sind teils einfach nur festgesteckt oder verklebt. Manchmal fällt was raus und man muss es wieder reinpacken. Überraschend sind die Mängel natürlich nicht, es handelt sich ja um eine Amateurkamera aus den Sechzigern.

Das Photographieren mit der Agfa Click II macht gerade wegen ihrer Einfachheit ungeheuren Spaß. Es ist fast wie Urlaub, wenn man sich nicht mehr um die Kameraeinstellungen kümmern muss, sondern nur noch auf den Moment und die Komposition achten braucht.

Letztlich ist sie also ein nettes Spielzeug mit großem Spaßfaktor. Zu meiner regelmäßigen Begleiterin wird sie aber wohl nie werden, dafür bietet sie zu wenige Möglichkeiten, schränkt zu sehr ein. Manchmal ist es mit „Sonne, Wolken, nah“ einfach nicht getan.

Den Fans der Lomographie jedoch kann ich die Kamera uneingeschränkt empfehlen, denn ihr einfaches Objektiv produziert einen wunderbaren lo-fi Look.

 

Einige Beispielbilder gibt’s hier!